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Kartause Mauerbach

Kompetenzzentrum Baudenkmalpflege

Geschichte des Kartäuserklosters

Die überlieferte Bausubstanz der im Jahr 1314 gegründeten Kartause Mauerbach geht großteils auf die Neukonzeption der Anlage ab 1616 zurück. Die barocke Bauphase dürfte in Etappen bis 1675 abgeschlossen gewesen sein. Nach der Aufhebung der Kartause durch Joseph II. 1782 wurde das Kloster als Armen- und Siechenhaus genutzt. Nach dem 2. Weltkrieg diente es bis 1961 als Obdachlosenheim für Familien. Danach stand die Kartause über 20 Jahre leer und war dem Verfall preisgegeben. Erst in den frühen 1980er Jahren erdachte man eine neue Funktion für das Objekt, übergab es dem Bundesdenkmalamt zur Nutzung und sicherte damit die Erhaltung dieses Denkmals.

Handwerk Denkmalpflege

Die Industrialisierung des Bauwesens ab den 1960er-Jahren in Österreich führte zu einem Verlust handwerklicher Traditionen. Dies wirkte sich insbesondere in der Baudenkmalpflege und im Umgang mit den historischen Architekturoberflächen negativ aus. Anstelle der über Jahrhunderte gepflegten Tradition der Wartung und Reparatur mit überlieferten Materialien wurden originale Architekturoberflächen abgeschlagen und durch moderne Putzsysteme ersetzt. Ganz abgesehen von dem schwerwiegenden Verlust an Authentizität erfüllten die neuen Produkte weder die ästhetischen noch die bauphysikalischen Ansprüche. Im Zentrum der handwerklichen Ausbildung stand zunehmend die industrielle Verarbeitung. Traditionelle Techniken und der Umgang mit historischen Baumaterialien gerieten zusehends in Vergessenheit.


Mit der Gründung des Informations- und Weiterbildungszentrums Baudenkmalpflege in der Kartause Mauerbach als Forschungs-, Dokumentations- und Weiterbildungszentrum reagierte das Bundesdenkmalamt auf diese Entwicklung und machte es zu seiner Sache, Handwerker:innen zu sensibilisieren und wieder den Umgang mit historischen Baumaterialien zu vermitteln. Die praktische Weiterbildung findet an den historischen Oberflächen der Kartause statt – Handwerker:innen werden so mit den Denkmalwerten aber auch den typischen Problemen eines Altbaus konfrontiert. Gleichzeitig wird die Kartause schrittweise modellhaft restauriert.

Kalkbrennen und Feuerschweissen

Die Kartause Mauerbach ist als Kompetenzzentrum für Baudenkmalpflege und Altbausanierung mittlerweile in Österreich etabliert und gilt international als Vorbild für denkmalfachliche Forschungs- und Vermittlungsarbeit. Ohne die historische Substanz und die ungebrochene Aura dieses Ortes wäre das nicht möglich. Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem Altbestand ist das Wissen um historische Baumaterialien und Handwerkstechniken. Jährlich finden über 25 Seminare, Workshops und Tagungen mit etwa 500 Teilnehmern statt, darunter Handwerker:innen, Restaurator:innen, Architekt:innen und Denkmalpfleger:innen. Mittlerweile stehen wieder zahlreiche Handwerksbetriebe zur Verfügung, die im denkmalgerechten Umgang mit der historischen Substanz versiert sind.


Die Inhalte der Kurse orientieren sich an aktuellen Fragestellungen der Baudenkmalpflege und behandeln Themen wie Putz- und Stuckrestaurierung, traditionelle Maurer-, Maler-, und Steinmetztechniken, Schmieden, Ziselieren, Ölanstrich auf Holz und Eisen, Instandsetzung historischer Fenster oder Ruinensicherung. Der zweimal jährlich stattfindende Kalkbrand ist steter Anziehungspunkt für Fachleute.

Sinterwasser, Leinöl und Minium

Der Schwerpunkt der Weiterbildung liegt im Bereich der Architekturoberfläche. Praktika finden an den historischen Architekturoberflächen der Kartause Mauerbach statt. Historische Kalkputze werden im System mit Sinterwasser gefestigt, mit Kalkmilch und flüssigen Kalkmörteln hinterfüllt und in Material und Technik dem Bestand entsprechend ergänzt.


Ein weiterer Themenbereich, der in den letzten Jahren auch Dank der Kurse in Mauerbach eine Renaissance erlebt, ist der Ölanstrich auf Holz und Eisen. Das Wissen um die Anwendung und den Aufbau ölgebundener Farben wurde über Jahrhunderte tradiert, ging aber in den letzten 40 Jahren durch das Aufkommen moderner Industrielacke immer mehr verloren. Bis heute gibt es kein nachhaltigeres Beschichtungssystem auf Holz und Eisen: Der Ölanstrich ist reparaturfähig, wiederholbar ohne alle bestehenden Schichten abnehmen zu müssen, und dampfdiffusionsoffen. Der typisch orange Miniumanstrich auf Eisen, Bleioxyd in Leinölfirnis, gilt bis heute als bester Korrosionsschutz. Grundlage für die Qualität des Anstrichs ist die entsprechende Ausführung – ein Wissen, das in der Kartause wieder an Handwerker:innen und Restaurator:innen vermittelt wird.

Kartause Mauerbach: Aktivitäten
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